Heute habe ich mir eine meiner alten Hausarbeiten aus dem Jahr 2012 angesehen. Sie trägt den Titel „Die Social Library als Community Knowledge Library“ und kann damit als eine Art Geburtstunde für diese Seite angesehen werden.

In der Arbeit postuliere ich eine stärkere Kundenorientierung- und beteiligung. Ebenso wie der Auftrag der Bibliothek nach Wissensvermittlung und –vermehrung sollte dies zum grundlegenden Verständnis von Bibliotheken gehören. Weiter heißt es dort:

Das Prinzip der Social Library ist universell und sowohl on- als auch offline umsetzbar und übertragbar. Je nach Zielgruppe muss die richtige Strategie gefunden werden. Es wird weiter von der grundlegenden Überlegung ausgegangen, dass es in jeder Bibliothek zu jedem Thema größere Experten außerhalb der Bibliothek als innerhalb dieser gibt, dass es zudem eine ‚Weisheit der Vielen‘ gibt und dass durch die Verknüpfung des Wissens von Experten mit bibliothekarischen Standards ein Mehrwert für die gesamte Kundschaft und die Gemeinschaft allgemein erzielt wird. Weiterhin wird festgehalten, dass Bibliotheken seit je her „Werkstatt und Instrument zur Beförderung menschlicher Erkenntnis“ [1] sind. Diese Funktion von Bibliothek, Lernprozesse und Erkenntnisgewinn zu befördern, bleibt bei aller Digitalisierung und Strukturwandeln gleich [2]. Der Austausch muss dabei zweiseitig erfolgen, die Bibliothekare spielen hierbei eine entscheidende Rolle, da sie ihr bibliothekarisches Fachwissen und ihre Kenntnisse (Library Workflow) verwenden, um die Informationen zu verknüpfen, aufzubereiten, vermitteln und zur Verfügung zu stellen. Ihnen kommt dabei ein aktiver Part zu, da sie für die Anreicherung der Informationen mit möglichst viel Expertenwissen verantwortlich sind. Die Social Library versteht sich also als eine Community Knowledge Library für das durch die Community entstandene Wissen. Die Bibliothek kann so ihr Profil schärfen und ihre wichtigste Funktion, nämlich der Wissensvermehrung der Gemeinschaft in Zusammenarbeit mit dieser zu dienen, in besonders nachdrücklicher Weise betonen.

Als mögliche Anwendungszenarien werden Beteiligungen bei der Auswahl an Medien, der Anreicherung des OPACs, dem Aufbau von Expertenregalen oder dem Teilen von virtuellen „Regalen“ beschrieben.

Der Ausblick am Ende der Arbeit ist etwas ernüchternd. Die Frage, ob wir hier in den letzten 13 Jahren entscheidend weiter gekommen sind, mag jeder für sich selbst beantworten.

Ausblick
Bedauerlicherweise muss man beim Anblick mancher Bibliotheken zu der ernüchternden Aussage kommen, dass diese nicht für ihre Kunden arbeitet. Es scheint ein weiter Schritt zu sein, dass sie zukünftig „sogar“ so kooperativ wie möglich mit diesen zusammen arbeiten sollen. Dies setzt ein grundlegend anderes Selbstverständnis und eine veränderte Denkweise der Bibliothek und natürlich ganz besonders der Mitarbeiter voraus.
Es ist unverständlich, dass Kunden bisher so gut wie nie aktiv in den Bestandsaufbau eingebunden werden. Sie sortieren, sammeln und bewerten Literatur zu ihren Themen. Außerhalb der Denkvorstellungen scheint es zu liegen, ihnen in der Bibliothek ein Regal oder virtuell einen Platz einzuräumen, an dem sie Medien zu ihrem Interessen-/ Wissensgebiet für andere zusammenstellen.
Bibliotheken müssen sich selbstbewusste Ziele setzten und verfolgen, wie beispielsweise führender Bildungsanbieter zu sein. Es kommt dabei vor allem auf die Durchsetzungsfähigkeit, das Selbstbewusstsein und die Flexibilität der Bibliothekare an. [3] Die Qualität der Selbstvermarktung wird mit über die Zukunft des Bibliothekswesens entscheiden. Als Social Librarian übernimmt er hierbei „a critical role as information organizer and moderator, managing both vetted and social information.” [4]
Es steht fest, dass der technologische Wandel sich „schneller vollzieht als je zuvor und von uns eine organisatorische und kulturelle Anpassung der Institutionen fordert“ [5]. Die Zeit läuft in diesem Fall gegen die Bibliotheken und sie ist nicht gut beraten diese Prozesse aufhalten oder einen Status quo konservieren zu wollen. Sie sollte sich auf ihre Kernkompetenzen und Aufgaben besinnen, die unabhängig von technischen Entwicklungen existieren.


[1] Hobohm, Hans-Christoph (2004): “Bibliotheken”. In: Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation. Band 1: Handbuch zur Einführung in die Informationswissenschaft und -praxis, Hrsg. v. Rainer Kuhlen, Thomas Seeger und Dietmar Strauch, 2004, S. 506.

[2] Hobohm, Hans-Christoph (2007): Rechnen sich Bibliotheken? Vom Nutzen und Wert ihrer Leistungen.

[3] Plassmann, Engelbert; Rösch, Hermann; Seefeldt, Jürgen; Umlauf, Konrad (2011): Bibliotheken und Informationsgesellschaft in Deutschland. Eine Einführung, S. 323.

[4] Green, Phillip (2010): Library 2.0 Defined: The Social Library. Whitepaper.

[5] Danowski, Patrick; Heller, Lambert (2006): Bibliothek 2.0: Die Zukunft der Bibliothek? In: Bibliotheksdienst 40. Jg. (2006), H. 11, S. 1259-1271.

Grafik: DALL-E 3 (Promt: „Viele unterschiedliche Menschen beteiligen sich daran ein großes Buch in Form einer Bibliothek zu gestalten.“) vom 29.01.2025.

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