Welche Assoziationen weckt das Wort Austausch? Austausch von Heizungen[1]? Gefangenen[2]? Körperflüssigkeiten[3]? Das Wort Austausch ist vielseitig verwendbar[4] und hat sich zu einem neuen Buzzwort in Publikationen des dbv entwickelt.
So beispielsweise in der 2021 veröffentlichten Publikation „Öffentliche Bibliothek 2025 – Leitlinien für die Entwicklung der Öffentlichen Bibliotheken“[5]. Ziels des Papiers ist es: „Voraussetzungen für eine zeitgemäße und zukunftsorientierte Bibliotheksarbeit“[6] zu formulieren.
Das Wort Austausch kommt – in unterschiedlichen Bedeutungen – gleich acht Mal darin vor:
- gesellschaftlichen Austausch (S. 3)
- Orte für Begegnung und Austausch (S. 8)
- Orte der Begegnung und des Austauschs (S. 8)
- den Wissensaustausch (S. 9)
- Ort der Begegnung und des Austausches (sic!) (S. 9)
- Austausch zwischen Lehre und Praxis (S. 12)
- demokratischem Austausch (S. 14)
- Austausch untereinander (S. 15)
Allein auf der Doppelseite zur zweiten der beiden zentralen Thesen („2. Öffentliche Bibliotheken sind Orte für Begegnung und Austausch“) in Variationen gleich drei Mal. Einmal wird Austausch auch durch Partizipation ersetzt „Orte der Begegnung und der Partizipation“ (S. 9).
Neben dem Austausch zwischen Personen wird es auch verwndet, um den Austausch von Wissen und Meinungen zu „beschreiben“.
Auch im jüngsten Bericht „Bibliotheken 2025 – Themen, Zahlen, Forderungen“[7] wird der Ausdruck Austausch wieder mehrfach verwendet.
- Orte des Austauschs (S. 2)
- sozialen Austausch (S. 2)
- Menschen begegnen und austauschen können (S. 5)
- Unbekannte in kurzen Austausch gehen (S. 6)
- Begegnung, Austausch und Teilhabe (S. 6)
Bibliotheken sind also laut dbv „Orte des Austauschs“. Nur, was genau soll damit ausgesagt werden? Das Wort Austausch wird im Alltagsgebrauch sehr häufig verwendet und hat viele Bedeutungen. Es wird auch gerne für Komposita verwendet, denn hiermit lassen sich auch Dinge umschreiben, wie bspw. Gasaustauschprozess, Zuckeraustauschstoff oder Steuerinformationsaustausch.
Je nach Kontext kann das Wort Austausch also unterschiedlichste Bedeutungen haben und sich nahezu beliebig mit anderen Worten zu neuen Komposita zusammensetzen lassen. Diese Beliebigkeit macht es nicht direkt ungeeignet, um damit wichtige Funktionen von Bibliotheken zu beschreiben. Aber was genau ist denn mit „gesellschaftlicher Austausch“ gemeint? Was ist so schlüssig an der Bezeichnung „Ort der Begegnung und des Austauschs“? Was wird ausgetauscht? Bücher, Gedanken, Meinungen, Smalltalk?? Ein Ort der „Begegnung und des Austauschs“ zu sein ist irgendwie beliebig und ambitionslos.
Warum wird man nicht konkreter und benennt genauer, was Bibliotheken leisten können? Bibliotheken sind Orte gelebter Partizipation, demokratischer Gesprächskultur, generationsübergreifender Verständigung oder interkulturellem Reichtums – um mal nur einige Ideen zu nennen – wären konkreter, positiver besetzt und weniger austauschbar.
[1] https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/neues-gebaeudeenergiegesetz-2184942
[2] https://www.tagesschau.de/ausland/gefangenenaustausch-ukraine-russland-108.html
[3] https://www.youtube.com/watch?v=b0ynaIIvXwI
[4] DWDS-Verlaufskurve für „Austausch“, erstellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, https://www.dwds.de/r/plot/?view=1&corpus=zeitungenxl&norm=date%2Bclass&smooth=spline&genres=0&grand=1&slice=1&prune=0.05&window=0&wbase=0&logavg=0&logscale=0&xrange=1946%3A2025&q1=Austausch, abgerufen am 23.8.2025.
[5] https://www.bibliotheksverband.de/sites/default/files/2021-03/Positionspapier_%C3%96B_2025_FINAL_WEB.pdf
[6] https://bibliotheksportal.de/2021/04/14/positionspapier-oeb-2025/
[7] https://www.bibliotheksverband.de/sites/default/files/2025-10/Bibliotheken%202025_web.pdf
Beitragsbild am 30.11.2025 erstellt mit dem Promt „Austausch(rausch)“ :
https://www.craiyon.com/de/image/WRj5aXu5SUavl_zh6lDn-g
